„Let it Out“– Schreien Inspired by Iceland
Stress, Frust, Anspannung aufgrund der Corona Pandemie? Anstatt zu verreisen, wird das Ganze endlos zuhause ausgesessen, diskutiert, weggesehnt? Schreien Sie es doch einfach raus!
Kein Schwerz, schreien ist zwar keine Dauerlösung, hilft aber manchmal. Das denken sich zumindest die Isländer und haben situationsbedingt unter dem Motto „Let It Out“ eine außergewöhnliche Kampagne ins Leben gerufen.
Mit der „Let it Out“ Kampagne der Marketinginitiative „Inspired by Iceland“ möchte Island alle dazu einladen, ihren aufgestauten Frust in die Weiten der isländischen Landschaft zu schreien. Gleichzeitig weist das Land darauf hin, dass es alle Besucher herzlich willkommen heißt.
Die ungewöhnliche Kampagne läuft zunächst virtuell. Das heißt egal, wo ich mich auf der Welt befinde, unter http://lookslikeyouneediceland.com kann ich einen Frustrationsschrei aufnehmen und umgehend in Islands wunderschöne Natur entlassen. Irgendwo da draußen wurden tatsächlich Lautsprecher aufgestellt, sieben Stück, alle an abgelegenen Orten. So hallt mein Schrei von der Spitze Festarfjalls auf der Halbinsel Reykjanes, über die vergleichsweise ruhige Küste von Djúpivogur im Osten des Landes oder ich versuche den tosenden Wasserfall Skógarfoss im Süden der Insel zu übertönen, was gar nicht mal so einfach ist. Darüber hinaus kann die Übertragung über einen Lifestream in Echtzeit gesehen und gehört werden. Schon irgendwie verlockend. Aber ganz ehrlich, ich möchte viel lieber selbst dort stehen und den tosenden Wassern lauschen, die ruhige Küste überblicken, Island wirklich live erleben. Frustrierend! Sollte man also doch schreien?
Die Analyse einer Psychotherapeutin zu der Kampagne wollen wir uns ersparen. Klar, kann ein Schrei Befreiung schaffen und den Weg in eine neue Normalität ebnen, das sagt uns auch unser gesunder Menschenverstand, den wir uns wundersamerweise durch die Pandemie retten konnten.
Schreien schön und gut, Island tolle Idee und Sie können das unbedingt versuchen, ich bleibe jedoch bei meiner Meinung und möchte lieber selbst hinreisen, die Landschaft sehen, die tosenden Wasser…. Allzu leicht kann man ins Schwärmen, ins Träumen geraten. Ist das nicht auch ein wirksames Mittel, die Zeit zu überstehen? Ich finde schon und vielleicht zielt die Kampagne ja in ihren leiseren Tönen doch auch darauf ab, etwas Sehnsucht nach Island zu wecken. Könnte sein, obwohl Island Gegenteiliges beteuert. Man möchte der Welt einen Moment gönnen, um loszulassen und dem „normalen“ Leben langsam wieder die Chance geben einzukehren.
Islands Minister für Tourismus, Industrie und Innovation, Thordis Kolbrun Reykfjörd Gylfadottir kommentiert: „Ganz gleich, ob Menschen das Land virtuell besuchen, um in die weiten Landschaften zu schreien, oder ob sie uns persönlich besuchen, ich freue mich sehr darauf, die Welt willkommen zu heißen, Island auf diese Weise zu erleben. Wir alle brauchen eine Befreiung nach den letzten Monaten, und ich glaube wirklich, dass Island alles hat, um sich erfrischt und belebt zu fühlen“.
Übrigens hat Island die Pandemie dank frühzeitig eingesetzter Maßnahmen gut im Griff, so dass eine Reise in das Land von Feuer und Eis mehr als verlockend klingt.